Sc68: Reinhard Schmid (Hrsg). Aggression und Revolution

  • Reinhard Schmid (hrsg)
  • Rolf Denker
  • Milan Opočenský, 1931-;
  • Aldert Van der Ziel, 1910-1991
  • 1968
  • Aggression und Revolution
  • Zumutungen des Friedens
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Reinhard Schmid: Engagement für den Frieden - eine Einführung

In der heutigen Zeit ist es eine Lebensnotwendigkeit, den Frieden, die Zusammenarbeit aller Menschen, die Umwandlung der Ideologien in Leitbilder zu erreichen. Christen sind für diese Aufgabe geeignet, da sie ihn Analogie zum Anbruch des Gottesreiches, eine Veränderung der heutigen Welt als möglich ansehen.

Rolf Denker Steuerung der Aggression während die Menschen merken, dass der Friede eine Existenzfrage gewor den ist, mordet die Kriegsmaschinerie weiter. Der Krieg ist kein taug liches Mittel mehr, um Konflikte auszutragen.

Die technischen Möglichkeiten wären heute vorhanden, um der Welt ein Dasein ohne Hunger, den sozialtechnischen Frieden zu ermöglichen, was fehlt ist die Koordination und die Besitzverteilung.

Drei Phasen der Deutung der Aggression durch Freud: 1) Vernach lässigung neben dem Sexualtrieb, 2) Ich (=Selbsterhaltungstrieb) Triebe: die Aggression ist also nicht biologische bedingt, sondern eine Ausdrucksform des Selbsterhaltungstriebes. 3) Aufteilung in zwei Triebarten: erhaltende (sexuelle) und Todes- (aggressions-) triebe. Die Todestriebe werden meistens von sich selbst auf die Umwelt ab gelenkt. Als Kriegsverhindernde Massnahmen sieht Freud eine Zentral gewalt und vor allem die Gesellschaft so umzuwandeln, dass der Todes trieb Z.T. aus geschaltet, 2.1. ungelenkt wird und dass alles bindende gefordert wird.

Konrad Lorenz führte aus, dass die Aggression in den menschlichen Urhorden wie bei den Tieren mehrheitlich positivo Auswirkungen hatte, die zivilisatorische Entwicklung der biologischen dann aber davon gerast sei, die Technik überbrückte die Tötungshemmungen. Um dieser Gefahr entgegenzutreten wurde die Moral geschaffen. Der Mensch ist gerade gut genug, um in einer kleinen Gruppe zu leben, wo er seine Aggressionen in der Auseinandersetzung mit Nichtgruppenmitgliedern a breagieren kann. Wenn die Gruppen grösser werden, kennt nicht mehr jeder jeden, das Gleichgewicht zwischen Anziehung und Abstossung wird gestört, das enge Zusammenleben ermüdet die sozialen Beziehung und bewirkt eine grössere Aggressionsbereitschaft, die durch die Ver bote noch gesteigert wird. Der Aggression können wir nicht durch a) Ausschaltung aller entsprechenden Schlüsselreize (non- frustration children) b) Verbote (zuschrauben des Ventils in einem Dampfkessel) c) Dämpfung durch Medikamente oder durch Wegzüchtung, da damit auch die lebensnotwendige Aggression vermutlich verschwinden würde. Kon rad Lorenz schlägt darum vor: Umlenkung auf Ersatzobjekte, Sublimier

auch ung, Z.B. im Sport (Leistungs, da sich hier Menschen überdie Grenzen hinweg kennen lernen können, Auch in Kultur und Wirtschaft sind Gren zen aufzuheben, eben um sich kennenzulernen und die richtige Beherr schung der Begeisterung, (= Eigenschaft sich für ein Ziel aggressiv einsusetzen), die ebenso notwendig wie gefährlich ist. Zu ei mer Si tuation die Begeisterung optimal auslöst gehört: etwas zu verteidigen des, eine Bedrohung, ein Führerder die Begeisterung formuliert, und mög lichst viele Mitgerissene.. Es ist heute notwendig geworden, dass der Mensch nicht nur gegen seine Freunde keine Gewalt anwend et, sondern gegen alle Menschen. Bis ein entsprechender Trieb entwickelt ist, dürf te es aber schon zu spät sein. Lorenz hofft aber, dass die Natur es in nächster Zeit vollbringen werde.

Etizoni sieht die Entwicklung von kleinen zu immer grösseren Menschengruppen (Sippe - Stamm-Staat) weitergehen zu immer grösseren Blöcken und schliesslich zu einem Weltstaat, in dem der Krieg kein Mittel zur austragung von Konflikten mehr wäre.

Morden auf Befehl. Eine Autorität befiehlt Abhängigen Opfer zu verletzen oder zu töten. Die Bereitschaft zur Befehlausführung nimmt zu mit der Nähe der Autorität und der Entfernung des Opfers. Schon eine nicht besonders anges ehene Institution reicht als Autorität aus. Forderungen aus diesem Experiment: kritisches Bewusstsein gegenüber Autoritäten, Sympathie für Minderheiten, Solidaritäten mit ptotentiel len Opfern (Nähe) schaffen, Gruppenbildung (wenn in einer Gruppe zwei das Experiment abbrach, taten 90% der andern das auch), Ermunterung zum Ungehorsam erfolgt am ehesten durch passiven Widerstand, nicht durch lauten Protest, in der Erziehung wird der Ungehorsam nie geübt.

Milan Opocensky

Frieden und Revolution Wir können unsre Welt nicht mehr nur unter dem West-Ost As pekt sehen, ebenso wichtig ist auch die Nord-Süd Relation danebengetreten. Die Christen müssen sich nach der Weltgerechtigkeit fragen, sie waren bis jetzt immer in der Hoffnung, dass ihre Mikroaktionen sich automatisch zu einer Makrowirkung aufaddieren, sie begnügten sich mit der Symp tonbehandlung und müssen nun sehen, dass ein Fehlschlag das Ergebnis ist. Aber die Kirche hätte grosse Möglichkeiten, die sie langsam zu nutzen beginnt. Immer mehr Leute lehnen sich gegen den Status quo auf, in ihrer antidogmatischen Haltung können sich verschiedene Gruppen vereinen und es kommt zu Konflikten zwischen schöpferischen und pseudo-Neuereren. Die Widerstandsgruppen müssen aber auch immer mehr erkennen, dass ihre Methoden wirkungslos werden, man müsst nach neuen suchen. Milan Opocensky haalt wirkungsvolle Gewalt als Mittel sinn voll, hat aber einen Gedanken, dass die wirkungsvollste Strategie die kontinuierliche Umerziehung sein könnte.

Ein Dialog zwischen Marxisten und Christen wurde in den Oststaaten vor allem durch positiv-ekritische Christen möglich. vDialog ist eine Begegnung, in der sich der eine dem anderen ganz aufschliesst, während man auf alle Macht verzichtet, indem sich ein Partner für das Wohl ergehen des anderen verantwortlich fühlt. Um sich selbst zu finden

(=Bekehrung im christlichen Vokabular) braucht der Mensch inneren und äusseren Dialog, eine Gesellschaftsform muss fördern. Die Christen lieben alle Staaten weil sie voll Menschen sind, aber sie haben auch für alle Sta atenverbesserungsvorschläge., er steht immer auf der Seite der Machtlosen.

Aldert van der Ziel Die Verantwortung des Naturwissenschafters

für den Weltfrieden. Physiker haben darum eine spezielle Verantwortung für den Weltfrieden, weil sie die Atombombe entwickelt haben.

In Amerika wurde während des Zweiten Weltkrieges die Atombomben entwicklung forciert um der vermeintlichen deutschen Entwicklung zu vorzukommen. Als mit Hiroshima bewiesen war, dass sotche Bomben funk tionierten, war es nur noch ein technisches Problem sie herzustellen, was auch anderen Staaten schnell gelang, der Rüstungswettlauf begann. In einem Krieg werden nicht unbedingt alle vorhandenen Waffen ein les etzt, in einer Auseinandersetzung zwischen Supermächten ist die Anwendung von nuklearen Massenvernichtungswaffen aber wahrscheinlich, der Ausbruch eines solchen Krieges ist aber eher gering, da es keine Sieger mehr geben würde. Die öffentliche Meinung erreichte dort Einschränkungen, Wo Kontrollen leicht möglich sind, wie A Tests in der Atmosphäre und im Weltall. Sonst aber ist eher an einen Rüstungs

als, an eine Abrüstung in naher Zukunft zu glauben. Aber

leden ist nicht sehr wirkungsvoll ohne den Sieg gegen den

Hunger, die Unterentwicklung etc.

Aldert van der Ziel glaubt, dass wir etwas für den Krieg tun könn ten, zum Beispiel indem wir Kriegsdienstverw eigerer werden, wenn es auch den Frieden aufs stärkste gefährden würde, wenn alle Soldaten eines gros sen Landes so denken würden. Die Wissenschaft kann und darf zwar unpersönlich, niemals aber unmenschlich denken. Es gibt fast nur noch Probleme, die die ganze Welt angehen. Macht soll nicht missbraucht, sondern zum Dienst verwendet werden (Matth. 20,28).